Umschulung - Berufliche Rehabilitation: Ihre 2. Chance (2025)

Eine komplexe Problematik

Seit seiner Kindheit lebt Patrick H. mit der Diagnose ADHS, aber die Erkrankung beeinträchtigte ihn lange in keiner Weise. Erst durch äußere Konflikte am Arbeitsplatz brach sie sich Bahn und setzte eine Abwärtsspirale in Gang, die ihn seelisch wie körperlich bis an den Rand seiner Kräfte brachte – und dem Beruf als Lehrer ein Ende setzte. Mit therapeutischer Hilfe und der Unterstützung des BFW Goslar fand er seinen Weg in ein neues Leben.

Ein Kampf gegen innere und äußere Widerstände

Lehrer – das war der Traumberuf von Patrick H. Mit großem Engagement unterrichtete er an einer Privatschule und hängte sich für seine Schüler richtig rein. Aber immer öfter kam er im Schulalltag an seine Grenzen und kollidierte mit seiner Schulleitung: „Da wurden Entscheidungen getroffen, die ich nicht mitgetragen habe, aber umsetzen musste“, erinnert er sich. „Immer wieder etwas weiterzugeben, hinter dem ich nicht stehe, hat mich total aufgerieben.“ Er stellte immer mehr infrage – und wird zum Querulanten mit Aggressionsproblemen abgestempelt. Zunehmend potenzierten sich die Auseinandersetzungen mit Kollegen und Schulleitung, was seine innere Zerrissenheit weiter verstärkte: „Ich hatte mehr und mehr das Gefühl, als Einzelkämpfer einen aussichtslosen Krieg gegen das System zu führen. Dass meine Psyche die Ursache sein könnte, dass ich mich da so wahnsinnig reingesteigert habe, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Im Gegenteil, ich hatte viele gute Argumente, was von außen alles falsch läuft und fühlte mich von allen unverstanden.“ Permanent kämpfte er gegen die Widerstände an, beschäftigte sich fast nur noch mit den Problemen am Arbeitsplatz und schlief kaum noch – ein Kreislauf, dem Körper und Seele nicht standhalten konnten: Sie kapitulieren vor der andauernder Überbelastung mit einem Burnout. „Ich habe die körperlichen Anzeichen der Erschöpfung aber lange nicht wahrgenommen, weil ich emotional in einem Erregungszustand gefangen war, “ sagt er rückblickend. Erst als die Konflikte immer öfter eskalierten und sich dann auch im Privatleben auswirkten, war für Patrick H. klar: „So kann es nicht weitergehen, ich brauche Hilfe.“

Raus aus dem seelischen und körperlichen Tief

Mit psychiatrischer Unterstützung fand er langsam aus dem seelischen und körperlichen Tief heraus: „Dass vom Facharzt eine Depression und Angststörung diagnostiziert wurde, war für mich eine echte Erleichterung, denn endlich gab es eine Erklärung für alles. Hier kam auch das Thema ADHS zur Sprache – ich habe erst in der Therapie verstanden, dass die Erkrankung immer latent da war, auch wenn sie mich seit meiner Kindheit kaum beeinträchtigt hat. Aber durch den emotionalen Stress ist sie zu Tage getreten und hat mein Verhalten in Konfliktsituationen stark beeinflusst – und den Kreislauf weiter befeuert. Die entsprechenden Medikamente helfen mir jetzt, klarer zu denken und mich selbst stärker zu reflektieren.“ Dass er aber mehr als eine Therapie benötigte, um langfristig wieder in die Spur zu kommen, zeigte sich bei der Rückkehr in den Berufsalltag: „Ich habe schnell gemerkt, dass ich in meiner Aufgabe als Lehrer an meine Grenze gekommen bin: Denn gerade weil ich die Verantwortung aufgrund der Achtung vor den jungen Menschen als so wichtig empfand, habe ich mich ja derart aufgerieben und bin immer wieder in Konflikte mit dem Schulsystem geraten “, resümiert er. „Ich brauchte ein ganz anderes Umfeld und das ging nur mit einer beruflichen Veränderung.“

Mit großer Dankbarkeit in eine neue berufliche Zukunft

Um sich neu zu orientieren, stellte er einen Antrag auf Leitungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und wechselte nach der Berufsfindung im BFW Goslar die Seiten: Patrick H. wurde vom Lehrenden zum Lernenden. Die Entscheidung, mit einer betrieblichen Umschulung zum Automatisierungstechniker einen komplett neuen Beruf anzugehen, fiel ihm nicht schwer: „Ich habe das nicht als Rückschritt empfunden, sondern als einen Riesenschritt nach vorne.“ Und der Erfolg gibt ihm Recht: „Ich habe im BFW genau den richtigen Weg für mich gefunden. Direkt nach dem Abschluss habe ich einen Job gefunden und bin als Fachkraft jetzt so begehrt, dass ich gerade sogar abgeworben wurde.“ Mit großer Dankbarkeit schaut er auf die Zeit im BFW zurück: „Ich wurde ernstgenommen mit meiner komplexen Problematik und es wurde sehr individuell geschaut, was ich für die Rückkehr ins Arbeitsleben und für meinen Genesungsprozess brauche. Ich bin zwar sehr eigenständig durch die Ausbildung gegangen, aber ich wusste auch, dass die Experten der begleitenden Dienste immer ein Auge darauf hatten, dass ich im Gleichgewicht bleibe. Das war wie ein Sicherheitsnetz, das mich dann auffing, wenn es nötig war.“ Heute ist der 42-Jährige mit sich im Reinen – körperlich, seelisch, beruflich und privat. „Und darum schaue ich auch nicht auf das zurück, was mal war, sondern freue mich voller Optimismus auf das Leben, das noch auf mich wartet.“

*Name auf Wunsch anonymisiert.

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Author: Gov. Deandrea McKenzie

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